Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Zams
Um gegen Elementarereignisse besser bestehen zu können, entstanden schon sehr früh Dorfordnungen, nach denen sämtliche Bürger zur Hilfeleistung verpflichtet waren. Zu Gründungen von Feuerwehren in unserem Sinn kam es aber erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Schon vor der Gründung der FF Zams im Jahre 1877 bestand eine „Löschtruppe“, die bereits am 8. April 1840 bei einem Brand in Angedair Großartiges geleistet hat. Ein Dankschreiben der Gemeinde Angedair berichtet davon in 5 Versen (Orginal im Gemeindearchiv):
Peter Mauroner Vorsteher
Im Laufe der Zeit wurden sicher die Vorteile einer organisierten und mit Statuten versehenen Feuerwehr erkannt, und einige weitsichtige Männer gründeten gemeinsam die Freiwillige Feuerwehr Zams; unter ihnen waren Edmund Grissemann, der gleichzeitig der erste Kommandant war, Nikolaus Haueis (Steigermeister), Johann Dialer (Spritzenmeister) und Johann Zangerl (Führer der Spritzenmannschaft). Diese Männer waren es auch, die die Statuten erarbeiteten. In einem Rundschreiben vom 5. April 1889 an die Feuerwehren des Bezirkes wurde die Gründung eines Bezirksverbandes angeregt. Im Protokoll vom 11.1.1891 ist dann die Konstituierung des Bezirksfeuerwehrverbandes erwähnt, dem im Dezember 1892 ein Bezirkstag in Nasserein folgte. Damals, unter dem 2.Kommandanten Johann Wachter, betrug die Stärke bereits 71 Mann. In dieser Zeit wurde durch den Ankauf einer Handspritze die Schlagkraft der Feuerwehr erheblich gesteigert. Sicherlich wurden auch verschiedene Neuerungen durchgeführt und Geräte angeschafft, aber es ist nicht mehr möglich, das nachzuweisen, weil im Jahre 1911 beim Dorfbrand die Unterlagen wahrscheinlich vernichtet wurden. Am 11. August 1911 brach um 2:30 Uhr nachmittags im Wirtschaftsgebäude des Hirschenwirtes aus unbekannter Ursache ein Feuer aus. Die in der Scheune arbeitenden Dienstboten konnten das Feuer nicht mehr löschen, schon bald brannte das gesamte Ökonomiegebäude.
Dorfbrand 1911
Hitze und große Trockenheit ermöglichten ein rasches Übergreifen auf andere Objekte. Durch das Glockengeläute wurden die meisten Bewohner, die auf den Feldern arbeiteten, an die Brandstätte gerufen. Die Feuerwehr rückte mit allen Gerätschaften aus, aber gegen dieses Feuer war sie machtlos. Die Flammen erfassten das Kirchdach, trotz einer Entfernung von 10m vom letzten Brandobjekt. Das Zentrum des Ortes, die Mittergasse und einige Seitengässchen brannten gänzlich aus. Verschont blieben nur die an der Außenseite des Dorfes stehenden Häuser, die Schule, das Kloster und das Spital. Insgesamt 45 Häuser mit ebenso vielen Wirtschaftsgebäuden, die von dem Erträgnis ergiebiger Heuernte gefüllt waren, brannten ab. Rund 150 Parteien mit etwa 500 Leuten wurden obdachlos. Bald nach dem Bekanntwerden des Brandes kamen rasch hintereinander die Freiwilligen Feuerwehren von Landeck, Prutz, Ried, Pians, Grins, Flirsch, Pettneu, St.Anton, Imst (mit dem Zug), Mils, Fließ, Stams und Telfs. Bevor die Feuerwehr Landeck und Zams abfahren konnten, musste sie zwei vom Flugfeuer ergriffene Stadel in der Öd löschen. Die Löscharbeiten wurden durch den allmählich eintretenden Wassermangel erschwert. Die Tatsache, dass die Gesamtversicherungssumme für das ganze Dorf 1906 um eine halbe Million Kronen erhöht wurde, ließ Not und Elend nicht so kraß zutage treten. Als der damalige Kommandant Hermann Pircher einrücken musste, fasste der Gemeinderat folgenden Beschluß: „Der Vorsteher wird beauftragt, Franz Pircher, Altfeuerwehrkommandant, zu ersuchen, bis zur Rückkehr seines Sohnes Hermann bzw. bis zur nächsten Generalversammlung, die Führung der Feuerwehr zu übernehmen“. Franz Pircher nahm den Beschluß an und wirkte wieder als Kommandant, bis ihn Johann Wachter ablöste.
Unter Kdt. Karl Fadum wurde 1926 eine fahrbare mechanische Leiter angeschafft. Zusätzliche Geräte konnten wegen der schlechten Wirtschaftslage nicht angekauft werden. Durch intensive Proben konnte aber das gute Niveau der Wehr gehalten werden.
Ausübende Mitglieder der Feuerwehr Zams; aufgenommen im Jahre 1927 vor dem Gasthaus "Kaifenau". Anlaß war, daß die Feuerwehr Zams erstmals eine mechanisch fahrbare Leiter bekam.
Im Februar 1931 wurde Johann Witting zum Kommandanten gewählt, im Mai holte er sich in einem einwöchigen „Feuerwehrführerkurs“ (in Innsbruck) das entsprechende Rüstzeug für dieses verantwortungsvolle Amt. Er verstand es, junge Leute für den Feuerwehrdienst zu gewinnen; ein Beweis dafür: Die Mannschaftsstärke betrug 128 Mann. Hauptmann Witting regte in der nächsten Generalversammlung die Anschaffung einer Motorspritze an, betonte deren Notwendigkeit und verwies auf die jetzt vorhandenen finanziellen Mittel. Am 15.5.1935 konnte dann eine Rosenbauer-Motorspritze zum Preis von S 4500 bei der Firma Graßmayer – Innsbruck angeschafft werden.
Rosenbauer-Motorspritze, ab 1935 in Verwendung.
Um die Schlagkraft der Feuerwehr zu erhöhen, regte Johann Witting die Bildung eines Fernzuges an. Dieser sollte die Elite der Feuerwehr bilden. Man einigte sich auf die Stärke von 15 Mann. Josef Zangerl (Metzger) wurde zum Kommandanten dieses Zuges gewählt. Aus Anlaß des 60-jährigen Jubiläums des Bestandes unserer Wehr wurde am 20. August 1937 die Bezirksfeuerwehrtagung in Zams durchgeführt. Bei dieser Tagung wurden folgende Gründungsmitglieder als Ehrenmitglieder aufgenommen: M.a.D. Alois Haueis, Andrä Walser und Andrä Gstir. In der Zeit von 1938 bis 1945 wurde Zams der Stadt Landeck angegliedert. Das Jahr 1945 brachte mit der Ausgemeindung unseres Dorfes auch für unsere Wehr wieder die gewünschte Selbstständigkeit. Geschwächt durch die Kriegsjahre musste von vorne begonnen werden, denn viele Kameraden waren auf dem Schlachtfeld gefallen. Einen wesentlichen Teil am Wiedererstarken der Feuerwehr leistete Lucian Bouvier: Er setzte sich dafür ein, dass Zams Fahrzeuge der Alliierten bekam, die kontingentweise an Bezirke abgetreten wurden. Die Fahrzeuge LF 8, Steyr und Krupp, mit zwei Motorspritzen , einem Lichtaggregat und 300m B Schläuche, wurden aus Innsbruck geholt und in Eigenregie zu Löschfahrzeugen umgebaut. Zusätzlich brachten sie noch eine Sirene mit, die bis vor kurzem noch in Betrieb war.
Das alte Feuerwehrgerätehaus mit Schlauchturm, das bis 1984 die Feuerwehr beherbergte.
1946 mußte Kdt. Witting krankheitshalber seine Funktion niederlegen, Bezirkslöschinspektor Kofler ernannte Josef Zangerl (Metzger) zum Kommandanten, der dieses Amt bis 1953 ausübte. Von 1953 bis 1956 stand die FW unter dem Kommando von Josef Zangerl (Senner Sepp). Mit der Wahl von Eberhard Reheis zum Kommandanten (1956) setzte eine neue Ära im Zammer Feuerwehrwesen ein. Er steigerte nicht nur die Schlagkraft der Wehr durch Erhöhung der Mannschaftsstärke durch Gewinnung junger Kräfte für den Feuerwehrdienst, sondern tätigte auch viele Neuanschaffungen, die die FF Zams zu einer gut ausgerüsteten Wehr machten: 1957 wurde eine Gugg-Motorspritze angekauft. 1962 wurde durch den Kauf eines neuen Kraftfahrzeuges (Opel-Blitz) und der ersten Atemschutzgeräte der fortschreitenden Technisierung Rechnung getragen. 1972 folgte die Anschaffung von Funkgeräten. Mit der Einstellung des Tanklöschfahrzeuges (TLF 2000) im Jahre 1974 konnte die Einsatzbereitschaft weiter erhöht werden. Es folgte der Kauf eines VW-Busses (1974) und eines 3KV-Lichtaggregates. Der hohe technische Ausrüstungsstand brachte es mit sich, dass die Wehrmänner eine Spezialausbildung erfahren mussten. Der Besuch der Kurse an der Landesfeuerwehrschule fand daher immer mehr Interessenten.
Fahrzeugpark der Wehr in den 70er Jahren. TLF 2000, Löschfahrzeug Opel-Blitz, Mannschaftswagen VW Bus, TS Anhänger.
Im Jahre 1978 feierte die Zammer Wehr ihr 100jähriges Bestandsjubiläum gemeinsam mit der Musikkapelle, die in diesem Jahr ihren 150.Geburtstag begann. Das ganze Dorf feierte mit beiden Vereinen dieses Fest, das mit einer Feldmesse, Festakt, Festumzug und einem Zeltfest feierlich begangen wurde.
Die Freiwillige Feuerwehr Zams im Jubiläumsjahr 1978.
In diesem Jahr legte der langjährige Kommandant Eberhard Reheis die Führung der Wehr in jüngere Hände: Gerhard Siegele, ein Feuerwehrmann aus der jungen Generation, wurde neuer Ortskommandant. In sein 10-jähriges Wirken als Kommandant fallen einige bedeutende Ereignisse in der Geschichte der Zammer Wehr. Durch die mustergültige Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Feuerwehr konnte am 2.Juni 1985 das neue Feuerwehrgerätehaus eingeweiht werden. Damit erhielt die FFZ wohl eine der modernsten und schönsten Heimstätten Tirols.
Bau der neuen Gerätehalle - Dezember 1983. Die Anbringung der Dachschalung wurde von den Feuerwehrkameraden übernommen.
Durch die zunehmende Technisierung und Modernisierung in Wirtschaft und Haushalt, durch Straßen und Tunnelbauten erweiterte sich Anfang der achtziger Jahre der Aufgabenbereich durch zunehmende technische Einsätze wie Autounfälle, Atemschutz-, Hubschraubereinsätze, Bergungen aus Gewässer, Öl- und Gifteinsätze und vieles mehr. Um diesem Umfeld gerecht zu werden, musste der Ausrüstungsstand in diesen Jahren ergänzt werden. Es wurde ein Rüstfahrzeug mit kompletter Ausrüstung, Hebekissen, Langzeitatemschutzgeräte, Drehstromaggregat und viele andere technische Einsatzgeräte angeschafft. Entsprechend dem Ausrüstungsstand und Geräteankauf erhöhte sich in diesen Jahren der Ausbildungsstand der Feuerwehren durch den vermehrten Besuch der Landesfeuerwehrschule. Ein Großteil der Zammer Feuerwehrmänner besuchte die Grund-, Atemschutz-, Funk-, Maschinisten-, Flughelfer-, Strahlenschutz-, SSG- und diversen Kommandantenlehrgänge. Bei der Jahreshauptversammlung 1988 übernahm Alois Thurner die Führung der Feuerwehr. Im Jahre 2003 legte Alois Thurner dieses Amt zurück und Heinz Haim wurde zum neuen Kommandanten der Zammer Feuerwehr gewählt.